
Eigentlich begann die Arbeit zu "Rather Be Dead" schon lange vor dem ersten Drehtag...so wie es natürlich prinzipiell immer der Fall ist. Aber dieses Mal sollte sich alles als noch etwas schwerer erweisen, da es einiges an Kostümen zu besorgen gab.
Schnell war klar, dass einfache Karnevalscowboykostüme unseren Zwecken nicht dienen würden, also griff ich erst einmal zur naheliegendensten Möglichkeit: Ich schrieb eine e-mail an den Kostümfundus des SWR, um nachzufragen, ob man mir dort mit Kostümen aushelfen könnte. Die Antwort kam auch schnell, doch die genannten Leih-Preise überstiegen mein Budget ein ganzes Stück.
Also wurde mal wieder eBay durchstöbert und nach und nach gelang es alle Kostüme zu halbwegs akzeptablen Preisen (es ist erstaunlich wieviele Menschen auf solch seltsame Dinge wie Patronengurte bieten) zusammen zu bekommen... nicht zuletzt auch dank der Hilfe von freundlichen Bekannten (insbesondere Christel Maulbertsch, welche einen Gehrock beisteuerte). Also konnte es losgehen...der Drehplan war knapp geplant und es gab einiges zu tun.
27.12.2004
Der 27.12.2004, erster Drehtag, Tag des Chaos. Für heute war geplant alle Reitszenen abzudrehen. Nach und nach trafen alle Beteiligten am Drehort ein (Ellen (Hauptrolle), Nadine (Ton/Regieassistenz), Sina (Regieassistenz/Ton), ich natürlich und Melanie Habla, welche uns freundlicherweise ihr Pferd Helikon's Son zur Vefügung stellte, mitsamt einer Freundin, welche noch den Westernsattel beisteuerte), jedoch mussten wir schnell entdecken, dass gerade dort das Reiten verboten war. Nach kurzer Absprache mit den beiden Reiterinnen beschloss man einen neuen Ort in der Nähe eines Friedhofs aufzusuchen. Melanie hatte auch ihre Hündin Bella dabei, welche sie uns nun anvertraute, damit sie nicht den ganzen Weg laufen muss.
Also fuhren wir los, kamen natürlich eine ganze Weile vor den Beiden an und beschlossen uns erstmal etwas umzusehen. Bella durfte natürlich mit. Womit wir nicht rechnen konnten...schon bald kamen uns zwei fremde Reiterinnen entgegen, bei deren Anblick Bella durchdrehte, sich losrieß und...weg war sie. Sina ihr hinterher, um sie zu suchen und schon bald fehlte dann auch von ihr jede Spur. Als dann schließlich auch Melanie ankam (es stellte sich auch heraus, dass wir zum falschen Friedhof gefahren waren), war diese natürlich nicht mehr in Drehstimmung und man vereinbarte sich am Reiterhof zu treffen, in der Hoffnung, dass Bella dorthin gelaufen war. Also fuhren wir los...ohne Sina, welche immer noch dem Hund hinterher jagte. Es waren bereits mehrere Stunden vergangen, ohne dass auch nur eine Minute gedreht worden war.
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Den Reiterhof zu finden, erwies sich allerdings als schwerer wie gedacht (unterwegs bekam ich dann auch noch einen Anruf von Andreas Blassmann, welcher den Sentencca spielen sollte, und mir mitteilte, dass er am vorgesehenen Drehtag leider keine Zeit hätte. Oh Mann...Murphy's Law in seiner schönsten Form).
Nachdem wir eine halbe Ewigkeit durch die Gegend geirrt sind, fanden wir zu guter Letzt auch den Reiterhof. Melanie wartete dort bereits auf uns...ebenso Bella. Nur von der guten Sina war weit und breit nichts zu sehen. Also schnell wieder zurück zum Friedhof, in der Hoffnung, dass sie dort auf uns wartet. Das tat sie auch...mit der Leine in der Hand stand sie im Wald und fror...ein bemitleidenswerter Anblick.
Als wir uns etwas aufgewärmt hatten, gelang es uns dann doch noch einige Einstellungen zu drehen, aber natürlich bei weitem weniger wie geplant. Immerhin liefen diese vollkommen problemlos ab (von einigen Jägern im Wald abgesehen). Trotz allem war meine Stimmung am Ende des Tages...nennen wir es mal...betrübt. Wir hatten viel zu wenig gedreht, nicht übermäßig viel Zeit und einen neuen Darsteller für den Sentencca mussten wir wahrscheinlich auch noch suchen.
29.12.2004
Aber es sollte noch besser kommen, denn am nächsten Tag war ich erstmal krank und ich musste den geplanten Dreh absagen. Meiner Laune wanderte weiter in den Keller. Glücklicherweise war ich am nächsten Tag dann soweit auskuriert, dass es weitergehen konnte. Heute waren alle Reitszenen dran, welche am 27. nicht mehr zu schaffen waren. Dank der unmittelbaren Nähe einer Autobahn, war das Pferd heute ziemlich nervös, trotz allem gelang alles verhältnismäßg gut. Sogar eine weitere Szene konnte man noch in aller Schnelle abdrehen. Meine Laune stieg wieder etwas.
30.12.2004
Am 30. war dann die letzte Szene der Filmhandlung geplant. Dies alles gelang uns auch relativ schnell (nicht zuletzt, da Tom, welcher in der Szene mitspielte, nicht allzuviel Zeit hatte). Nur eine abnormal hohe Zahl von Flugzeugen, Autos, Joggern, Spaziergängern, Joggern, Kindern und Joggern (naja gut...was erwartet man, wenn man neben einem Trimm-Dich-Pfad dreht) behinderten die Arbeiten.
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Die Stimmung war am Ende des Drehs auch recht gut, aber leider bin ich mit den Aufnahmen im Nachhinein eher unzufrieden. Aber sowas wird es wohl immer geben. Und immerhin ein Gutes hatte der Tag: er versorgte mich mit recht vielen Outtakes (so langsam beschleicht mich der Verdacht, dass die Menge der Outtakes proportional mit der Beteiligung von Tom an einem Film zusammenhängt).
03.01.2005
Nun kränkelte Ellen etwas, was dem Dreh aber eher zu Gute kam, da es im Endeffekt dazu führte, dass sie über den Jahreswechsel nicht nach Darmstadt zurückfuhr. So konnten im neuen Jahr dann die Drehs auch fröhlich weitergehen und plötzlich schien es doch möglich, dass man den Film noch rechtzeitig abgedreht bekommt. Denn auch Andreas Blassmann hatte jetzt wieder Zeit und sehr, sehr kurzfristig wurde sein Dreh einberufen. In einer ziemlich kalten und feuchten Nacht gelang es uns seine Szene zu vollenden, nicht einmal durch geheimnisvoll durch den Wald streifende Gestalten geschreckt (Andreas war der Meinung jemanden gesehen zu haben...uhuhu...unheimlich).
04.01.2005
Nun fehlte nur noch ein Dreh und dies war auch gleich eine Premiere, denn zum ersten Mal stand ich für eine größere Rolle vor der Kamera...eine Erfahrung, die ich ehrlich gesagt so schnell nicht wieder machen will. Uaaah...totaler Kontrollverlust. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass ich mich auf Sina verlassen konnte, welche heute die Kamera übernahm, aber es nervte mich enormst, dass ich nie den kompletten Überblick darüber hatte, was so gefilmt wurde. Hinzu kommt noch, dass ich auch nicht unbedingt der beste Schauspieler bin *g* Dies alles führte dazu, dass der Dreh, welcher an sich nur tagsüber geplant war, plötzlich bis in die Nacht hinein ausuferte...denn der Film musste an diesem Tag fertig werden, da Ellen nicht länger bleiben konnte.
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Die Folge: Ein etwas unschöner Wechsel zwischen Tag und Nacht. Gibt wahrscheinlich schlimmeres, aber ärgerlich ist es schon. Ich erkannte auch zum ersten Mal wie unbequem man es als Darsteller haben kann. Es war bitter kalt und ich musste viel auf dem frostigen Waldboden rumliegen. Ich hatte dabei allerdings noch eher dicke Kleidung am Leibe. Mein Respekt vor Ellen mit ihren oftmals um einiges knapperen Kostümen steigt immer weiter an.
Aber es war geschafft...der Film wurde tatsächlich mehr oder weniger rechtzeitig fertig und die Erleichterung war allgemein recht groß. Blieb "nur" noch die Nachbearbeitung. Aber diese ist nicht Inhalt eines Drehtagesbuchs...falls es überhaupt jemand bis hierher ausgehalten hat ;)