13.11.2004

Heute war es soweit…der mit Sicherheit aufwendigste und spektakulärste Dreh, den wir bisher zu stemmen hatte, stand uns bevor. Geplant war der Auftritt mehrere amerikanischer Polizeifahrzeuge, eine neblige Nacht, gelegentliche Kranaction, eine Straßensperre und zwischendrin auch noch eine kleine Actionszene. Ob uns all dies so gelingen sollte wie geplant, erschien ungewiss. Gleich vorweg: ganz so wie geplant, ist es auf jeden Fall nicht gelaufen (und was bin ich im Nachhinein dankbar, dass mir von vorausschauender Seite davon abgeraten wurde, noch einen zweiten Dreh an dem Tag unterzubringen: Danke Ellen). Aber eins nach dem anderen. Die Planungen für den Drehtag liefen schon seit Wochen, trotz allem gelang es nicht, alles rechtzeitig vorher erledigt zu bekommen. So war das Kostüm von Ellen bis zum Drehtag nicht komplett und auch für das Kostüm einer anderen Rolle war eine Hose noch nicht angefertigt. Diese Hose bescherte mir am Tag vor dem Dreh auch die erste Hios-Botschaft als mein Handy klingelte und mir mitgeteilt wurde, dass die Schneiderin wohl etwas falsch erstanden hatte, und ich jetzt statt einer Hose einen Rock hatte. Ups. Naja…schnell noch ein paar zusätzliche Maße durchgeben und hoffen, dass sie es schafft den Rock bis morgen umzuändern (sie schaffte es…die Tatsache, dass wir nicht mal soweit kamen, dass die Hose zum Einsatz kam, ist dafür dann allerdings umso tragischer).


Aber bei diesem einen kleineren Drama sollte es nicht bleiben. Kurz darauf meldete sich Ellen. Ihr Auto würde nicht anspringen. An sich nicht sooo schlimm…hätte sie sich zu dem Zeitpunkt nicht über 100 Kilometer vom Drehort entfernt befunden. Und da sie recht viel Gepäck dabei hatte, konnte sie auch nicht wirklich den Zug nehmen. Jetzt hieß es improvisieren: schnell alles, was noch an dem Tag zum Drehort musste, ins Auto packen und mit Vollgas nach Hessen düsen, um meine Hauptdarstellerin abzuholen. Als ich dann irgendwann abends nach Hause kam, noch schnell das Auto mit den restlichen Sachen packen und hoffen, dass morgen alles klappt.

Als wir am nächsten Tag nach mehreren Umwegen (Ellen hat jetzt schließlich kein Auto) am Drehort ankamen, musste ich mich erstmal etwas orientieren. Da wir leicht verspätet waren, waren auch die Stuntleute schon da und standen zu meinem Bedauern rum und mussten sich langweilen. Aber nach mehrmaligen Hin- und Herfahren (eigentlicher Drehort und Ausrüstungszwischenlager befanden sich an unterschiedlichen Orten), war auch endlich alles am Set und mit einer weiteren kleinen Verspätung hatten wir dann auch Strom. Da kamen auch schon die Anrufe, dass sich sowohl Polizeiautos als auch Presse auf dem Weg befanden. Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Also erst einmal ein paar Aufgaben verteilt (dank an meine Schwester, der es gelang überall dort Licht hinzubekommen, wo ich es brauchte) und dann damit begonnen den Kran zusammenzubauen…und dabei immer misstrauisch den Himmel betrachtet. Regen konnten wir nicht gerade gebrauchen. Es reichte schon, dass es schweinekalt war.

Noch während ich mit dem Kran beschäftigt war, traf auch der Polizeifuhrpark ein…was für ein imposanter Anblick. Mit mächtig Geblinke und Tatütata boten sie einen Anblick, der enorm beeindruckte. Ellen raunte mir noch von der Seite ein: "Ich wünsch dir, dass alles klappt" zu und schon ging es weiter. Die Straßensperren mussten aufgestellt werden und auch die Fahrer brauchten erste Instruktionen. Gleichzeitig wurden die Stuntleute und Ellen von mir eingewiesen und damit beauftragt abseits des Geschehens etwas zu üben. Die arme Nadine bekam dabei die undankbare Aufgabe, dass alles zu überwachen, ohne wirklich zu wissen, um was es überhaupt ging. In der Zwischenzeit war auch die Presse eingetroffen und ich wechselte ein paar Worte mit ihnen (das Gespräch in einer Drehpause, welches im Artikel erwähnt wird, fand allerdings erst am Tag darauf telefonisch statt), um dann auch schon wieder davon zu sausen und die Kamera für die erste Einstellung aufzubauen. Bevor wir anfangen konnten zu drehen, musste jedoch erst noch ein schönes Foto für die Zeitung gemacht werden. Also alles schnell aufstellen uuund…mist…was drückt der schon so früh ab? Naja…auch egal ;) Jetzt konnte es aber langsam losgehen…der Zeitplan war eh schon komplett aus den Fugen. Die Autos waren in Position, meine Schwester mühte sich damit ab das Rauchpulver zu entzünden (welches sie im Laufe der Nacht zu hassen lernte)…woaah…was ist denn das für eine Nebelwand, die da emporsteigt? Schnell die Nebelpfanne gepackt und das Zeug etwas verteilt, hinter die Kamera gerannt und den Fahrern ihr Signal geben. Die Sirenen heulten auf, die Nacht wurde von rot-blauen Blinken erhellt und die Autos rasten an der Kamera vorbei durch den Nebel (was anscheinend dann ein ziemlicher Blindflug war)…was sah das geil aus!

Aber es gab auch schon erste Opfer zu vermelden…die Blinkanlage eines der Fahrzeuge blinkte plötzlich nicht mehr. Trotz allem wurden in schneller Reihenfolge noch ein paar weitere Takes gedreht und wir gingen dann zur nächsten Einstellung über. Die Polizeifahrzeuge sollten schön vor der Kamera anhalten. Bis diese Szenen im Kasten waren, sollte noch einmal länger dauern wie gedacht und bis wir dann endlich zum Dreh der Kampfszene kamen, waren die Stuntleute durchgefroren und unendlich gelangweilt…sie waren zu dem Zeitpunkt schon über 5 Stunden anwesend. Sorry, Jungs…war wirklich nicht so geplant. Nur Ellen schien noch frohen Mutes. Sie hatte zwar wieder einmal ein Kostüm an, welches nicht gerade für die Wetterbedingungen geeignet war, aber ständig ein leichtes Grinsen auf den Lippen…vielleicht lag es auch an dem Geruch von dem Nebelzeug. Weiß der Teufel, was da alles drin ist.

Nach und nach drehten wir dann auch die Kampfszene ab, ständig darauf wartend, dass es wieder neblig wurde und unter ständigem Fluchen meiner Schwester, die dafür verantwortlich war und den Mist ständig direkt einatmen musste. Aber die fertigen Bilder sehen wirklich sehr nett aus. Irgendwann -weit hinter dem eigentlich Drehplan und mit weniger im Kasten wie erhofft (wenn auch nicht erwartet)- verkündete ich dann das Drehende und gegen 4 Uhr morgens lag wohl auch der Letzte im Bett.

Fazit des Drehs: Jede Menge durchgefrorene Menschen, denen ich zu Dank verpflichtet bin; ein kaputt gefahrener Mehrfachstecker; ein gerissenes Kabel; eine Pistole in Einzelteilen; mindestens ein eingeklemmter Nerv; ein zwischendrin verloren gegangener und dann wieder aufgetauchter Autoschlüssel; eine noch offene McDonalds-Rechnung…aber viele, viele schön anzusehende Bilder. Dank an alle.


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